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Last Update:
16.04.2005
2011 - 20 Jahre Motorrad-Biathlon

Mit dem Betritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland waren im Osten Deutschlands nicht nur in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, sondern auch im Sport neue Strukturen zu schaffen. Vor allem waren viele - wie wir heute sagen - Freizeitsportler ihrem Hobby in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) nachgegangen und standen nach Auflösung derselben ohne Basis, ohne Heimat da. So galt es zunächst die rein juristisch-formalen Dinge zu klären: Vereine waren zu gründen und aufgrund von Verfahrensfehlern der Rechtsorgane z.T. mehrfach im Vereinsregister einzutragen. Gemeinnützigkeit und Förderungswürdigkeit waren zu klären, Begriffe, die manch einer - und nicht nur im Osten - auch heute noch nicht unterscheiden kann. Und es war eine neue Heimat, ein neuer Dachverband zu finden. Es würde an dieser Stelle sicher zu weit führen, den Übergang der Motorsportler von der GST über den Bund Technischer Sportverbände (BTSV) und den Motorsportverband (MOSV) zum Deutschen Motorsportverband (DMV) nachzuvollziehen, jedenfalls hielt ich irgendwann im Jahr 1990 einen solchen Ausweis mit der Mitgliedsnummer 66069 in der Hand. Wer kennt noch die Namen der Macher, der Kümmerer, denen wir zu verdanken haben, dass unser Sport überlebte. Günther Kaeckow, Günther Specht, Ingo Adler, Martin Schäfer u.a., ihnen sei Dank.

Nun da diese Dinge geklärt waren, konnte man sich dem Sport zuwenden. In Berlin waren auf o.g. Weise zwei Vereine entstanden, der MC Karow im Norden und der MC HIRSCHGARTEN im Südosten der Stadt. Von Vorteil war, dass man seine bis dahin genutzte Technik, die Moppeds aus DDR-Zeiten, die MZ-Motorräder und Simson-Kleinkrafträder weiterhin zu Verfügung hatte. Die Vereine konnten diese vorerst ihren Mitgliedern auch weiterhin kostenfrei zur Verfügung stellen. Schnell war jedoch klar, dass die Möglichkeiten in Berlin, Motorsport zu betreiben, begrenzt waren. Zudem wäre die Konkurrenz bei zwei Vereinen sicher auch nicht sehr groß und anspornend gewesen. Also gab es erste Kontakte ins Brandenburgische und spätestens 1991 fand der erste offizielle Wettkampf mit Berliner und Brandenburger Beteiligung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Schönow (Veranstalter: MC Karow) statt: Motorrad-Biathlon - der frühere Motorrad-Mehrkampf, befreit von der Sonderprüfung Weitzielwurf. Geblieben waren die Startprüfung und das Schießen sowie der Rundkurs im Gelände mit Cross- und Enduroelementen. Fehlschüsse wurden zunächst noch mit Strafrunden geahndet. Gefahren wurde in den drei althergebrachten Klassen: Klasse 1 - Simson-Kleinkrafträder bis 50, später 70 cm³; Klasse 2 - MZ-Motorräder bis 150 cm³ Jugend (bis 20 Jahre); Klasse 3 - MZ-Motorräder bis 150 cm³ Männer (über 20 Jahre). Schönow, Jüterbog, Wriezen, Eisenhüttenstadt - die ersten Pisten, MC Karow, MC Jüterbog, MC Zepernick, MV REW/EKO Stahl AG - die ersten Veranstalter. Unvergessen der erste DMV-Cup in Lebusa im Jahr 1992, die erste Großveranstaltung aller neuen Bundesländer und bis heute eine der schönsten Veranstaltungen überhaupt. Als Preis gab es wohl ein lebendes Schwein. Unvergessen auch der DMV-Cup 1994 in Templin. Mit etwa 400 Teilnehmern war die Grenze des Machbaren erreicht. Als Folge musste die Teilnehmerzahl der nächsten Meisterschaften durch Qualifikationsregeln entsprechend begrenzt werden - heute unvorstellbar.

Für das Reglement gab es beim DMV bald den Biathlon-Ausschuss (MBA) zunächst geleitet von Heinz Kasper (Brandenburg), später von Leopold Ernst (Thüringen) und nach seinem Tod durch Karsten Fichtner (Sachsen). Die wichtigsten frühen Änderungen im Reglement waren die Anpassung der Klassen. Die separate Jugendklasse bei den MZ-Motorrädern fiel weg, dafür kamen die neue Klasse 2 und die Klassen 4, 5 und 6 die allesamt die "richtigen" Motorräder (Cross/Enduro) umfassten. Später entstand die "Alt-Herren-Klasse" 3/S, die Klassen 5 und 6 wurden zusammengelegt und eigentlich viel zu spät wurde auf Drängen Berlin/Brandenburgs die Juniorenklasse der Sechs- bis Zwölfjährigen geschaffen.

Neue Veranstalter und Strecken kamen, andere verschwanden. Den Brandenburgischen DMV-Vereinen MC Groß Glienicke und Jämlitz gelang es, eigenen Strecken neu aufzubauen und genehmigen zu lassen. Beide lieferten hervorragend organisierte Veranstaltungen ab.

Nicht nur bei den Moppeds hielt im Lauf der Zeit neue Technik Einzug. Elektronische Zeitmessung mit Lichtschranke ist schon lange Stand der Dinge. Die erste Computerauswertung gab es 1994 in Wriezen. Bis dahin saßen vier bis acht Auswerter mit endlosen Listen, dutzenden Bleistiften und Radiergummis und versuchten ein anerkennbares Ergebnis zu kreieren. Wer schon mal mit Zeiten auf Papier rechnen musste, weiß wovon ich rede. Entsprechend dauerte so eine Auswertung nach dem letzten Einlauf mindestens zwei bis drei Stunden… und wehe es hatte sich jemand verrechnet. Chipkarten helfen heute zumindest in einzelnen Landesverbänden beim Rundenzählen und die Lasertechnik macht es möglich, auch die Jüngsten schießen zu lassen, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.

Nicht immer geht und ging alles glatt. Mangelhafte Veranstaltungsorganisation wie zur Deutschen DMV-Meisterschaft 1996 in Schwerin oder zur Landesmeisterschaft 2004 in Lauchhammer, Selbstgefälligkeit, übersteigertes Geltungsbedürfnis einzelner Funktionäre und Unvermögen, miteinander zu reden und Kompromisse zu schließen sind die wesentlichen hausgemachten Ursachen, die über die Jahre neben den äußeren Faktoren zu einer deutlichen Reduzierung der Fahrerfelder führten. Zu vermissen ist auch bei vielen Aktiven und Funktionären ein Gespür dafür, dass Kosten und Nutzen im lizenzfreien Sport irgendwo zusammen passen müssen. Traurige Konsequenz all dessen ist, dass es im Jahr 2009 in Mecklenburg-Vorpommern keinen Veranstalter gab, dass es hier somit keinen Motorrad-Biathlon mehr gibt.

Auch Berlin/Brandenburg schien dieses Schicksal zu drohen. Nach reichlichen Anlaufschwierigkeiten fanden sich dann jedoch vier Veranstalter für insgesamt acht Meisterschaftsläufe. Die gestandenen Veranstalter Groß Glienicke und Belzig waren nicht dabei. Dennoch war die Saison 2009 gerade in Berlin/Brandenburg eine der Besten. Selbst die Teilnehmerzahlen wiesen wieder einen leichten Aufwärtstrend auf. Krönender Abschluss war die 11. Deutsche DMV-Meisterschaft am 03 und 04.10.2009 in Weißwasser. Strecke, Fahrerlager, Organisation, Zeitnahme und Auswertung: es passte einfach alles. Durchgeführt vom MC Jämlitz wurde diese Veranstaltung endlich wieder einer Deutschen Meisterschaft gerecht. Auch für 2010 hat sich der Qualitätsfortschritt bestätigt. Selbst die Teilnehmerzahlen wiesen wiederum einen leichten Aufwärtstrend auf.

Alles in allem kann man sagen, dass die Geschichte des Motorrad-Biathlons eine erfolgreiche ist, trotz aller Schwierigkeiten und trotz der insgesamt gesunkenen Teilnehmerzahlen. Dieser Trend ist ein allgemeiner und kaum dem Biathlon anzulasten. Niemand hätte zu Beginn der 1990er Jahre diesem Sport und vor allem der damaligen Technik mehr als fünf Jahre gegeben. Nun, inzwischen gibt es den Motorrad-Biathlon fast 20 Jahre, und selbst die Simson- und MZ-Maschinen von damals sind noch nicht ausgestorben. Die Wettkämpfe haben heute allgemein eine gute Qualität, die in Berlin/Brandenburg gehören zum Besten, was dieser Sport zu bieten hat. Wenn wir uns vor allem auf den Sport besinnen, sollte der Motorrad-Biathlon auch in den nächsten 20 Jahren eine gute Chance haben, zu bestehen.

StSch

Links

Deutscher Motorsport Verband

Deutscher Motorsport Verband Landesgruppe Nordost

Landesfachverband Brandenburgischer Motorsport

Landesfachverband für Motorsport Berlin e.V.

MC Hirschgarten e.V. (DMV)

MC Jaemlitz e.V.

MC Groß Glienicke e.V.

MV REW/EKO Stahl Eisenhüttenstadt e.V. im DMV

MSC Krauschwitz e.V. im DMV

 

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